Diesen Satz höre ich immer wieder.
Stimmt auch. Kinder sind wählerisch. Und suchen sich meistens das raus, was süß oder neutral schmeckt. Die Tendenz zu süßen Nahrungsmitteln ist dem Menschen schließlich (aus guten Gründen) angeboren.
Wenn Eltern sagen, ihre Kinder „essen das nicht“, dann meinen sie damit meistens „gesundes Essen“ – Gemüse und Obst. Manchmal meinen sie damit auch klassisch zubereitete Mahlzeiten wie Eintöpfe, Suppe, Reis oder ähnliches.
Wenn Kinder so etwas nicht essen, dann ist es nicht, weil sie von Natur aus nicht wollen (bzw. dass es ihnen von Natur aus nicht schmeckt), sondern weil es Gründe gibt, die dazu führen, dass sie an bestimmten Lebensmitteln einfach kein Interesse haben.
Diese Gründe finden in unserer Gesellschaft (bewusst oder unbewusst, gewollt oder ungewollt, bedingt durch Zeitmangel oder Lebensstil) wenig Beachtung. Dementsprechend kommen dann Nudeln, Brot, Kuchen, Pudding, Ketchup, Fleischbällchen, Griesbrei, Pfannkuchen, Brötchen mit Käse/Salami oder Marmelade/Nutella und Cornflakes mit Milch auf den Tisch. Meistens gibt es dann noch was für Zwischendurch: zum Beispiel Fruchtschnitten, Müsliriegel, Butterkekse, Salzstangen, Joghurt, Milchschnitten, Kinder Maxi King (und viele weitere Produkte von meinem ehemaligen Arbeitgeber). Es sind alles hochverarbeitete Nahrungsmittel aus der Industrie. Ab und zu ist auch mal ein halber Apfel, eine kleine Karotte oder ein Stück rohe Gurke, Paprika und Tomate mit dabei. Das war’s dann meistens auch schon mit der „gesunden Ernährung“, denn alles andere „isst das Kind ja nicht“.
Die Gründe, warum Kinder bestimmte (natürliche) Lebensmittel nicht essen wollen sind:
- Sie sind nicht an der Herstellung der Lebensmittel beteiligt.
- Sie sind nicht bei der Zubereitung der Lebensmittel eingebunden.
- Ihre Vorbilder (Erzieher, Eltern) essen es auch nicht.
Wie wäre es, wenn ein Kind selbst auf dem Acker steht, selbst Samen in die Erde setzt, sich um die heranwachsenden Pflanzen kümmert und sich nach ein paar Wochen darüber freuen kann, dass tatsächlich eine Frucht wächst, die sie ernten kann?
Wie wäre es, wenn Kinder mit in der Küche stehen, selbst das Getreide mahlen, selbst das Gemüse waschen und schneiden und selbst mit dem Kochlöffel im Topf rühren?
Wie wäre es, wenn Erzieher/Eltern gemeinsam mit am Tisch sitzen, wenn die Kinder sehen, wie ihre Vorbilder Gemüse/Getreide/Hülsenfrüchte essen und wenn ihre Erzieher/Eltern sogar davon erzählen können wo diese Lebensmittel herkommen (vielleicht vom Bauer um die Ecke?) und wie sie gewachsen sind?
Würden die Kinder dann immer noch das Essen ablehnen?
Vielleicht.
Vielleicht aber auch nicht.
Dass sie es nicht ablehnen, d.h. dass Kinder plötzlich Lebensmittel/Gerichte essen, von denen ihre Eltern behaupten, sie „essen es nicht“ habe ich oft genug erlebt
– wenn die Kinder mit auf dem Acker standen,
– wenn die Kinder mit in der Küche standen,
– wenn die Erwachsenen selbst es vormachen.
Aber wo passiert das heutzutage schon noch?
Die Kita’s, Kiga’s, Schulen (genauso wie übrigens auch die Altersheime und Kantinen) beziehen ihr Essen oft von Catering-Unternehmen. Diese nutzen in der Regel Convenience Food. Die meisten Kinder bekommen in diesen Institutionen die einzige warme Mahlzeit am Tag – das sind dann z.B. Karotten, die stundenlang warmgehalten werden, Kartoffeln, die bereits fertig gekocht aus der Tüte kommen und Würstchen aus Fleisch dessen Herkunft bzw. Behandlung wir uns besser nicht geistig vorstellen. Abgesehen von der Nachhaltigkeit ist hier vor allem die Frage wieviele Vitalstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Enzyme, Ballaststoffe, ungesättigte Fettsäuren, Aromastoffe) den Kindern dabei am Tag für ihr Wachstum zur Verfügung stehen…..?
Zu Hause musss die Essenszubereitung meistens schnell gehen – da bleibt oft keine Zeit für ein „gesundes Frühstück“ oder ein „vitalstoffreiches Abendessen“ und in manchen Fällen wollen/können die Eltern/Erzieher sich selbst nicht anders ernähren.
Daher kommen hier einige Ermutigungen für euch, um das Interesse eurer Kinder an natürlichen Lebensmitteln zu erwecken:
- Engagiert euch!
Wenn ihr die Eltern seid, dann könnt ihr den Kitas/Kigas/Schulen helfen, indem ihr ihnen vorschlagt ein gemeinsames Verpflegungskonzept zu entwerfen.
Vielleicht stellt ihr euch dafür sogar selbst als Ansprechpartner/Koordinator zur Verfügung. Oftmals beklagen nämlich die Kitas/Kigas/Schulen die fehlende Unterstützung aus dem Kreis der Eltern. Und meistens scheitert es vor Beginn der Planung an der Befürchtung, dass das ganze nicht bezahlbar sei (was ein absolut falscher Irrglaube ist!).
Wie so ein Verpflegungskonzept aussehen kann und wie ihr Unterstützung bekommen könnt erfahrt ihr hier: Ökolandbau.de | Nachhaltig essen in Kitas und Schulen.
Gerne kann ich euch dort auch eine/n Asprechpartner/in nennen.
Außerdem könnt ihr ein tolles vorbildliches Projekt mitverfolgen, dass gerade in Freiburg im Aufbau ist und dort vom Freiburger Ernährungsrat unterstützt wird: Hexentäler Kinderküche. - Setzt auf Gemeinschaft!
Wenn ihr selbst Essen zu Hause zubereitet, dann bindet so oft es geht eure Kinder mit ein. Lebensmittel waschen, schneiden, stampfen, rühren – das alles macht ihnen in Gemeinschaft oft sehr viel Spaß. - Geht wertvoll mit euch selbst um!
Seid gut zu euch selbst und versorgt euch mit den Nährstoffen aus natürlichen Lebensmitteln, die euer Körper braucht. Eure Kinder lernen ihr Essverhalten von euch – ihr könnt gute Vorbilder für sie sein. Fehlen euch Ideen, Wissen, Erfahrungen für gesundes, d.h. vitalstoffreiches (!) Essen? Dann fragt mich gerne – ich lerne viel Alltagstaugliches in meiner Ausbildung 🙂 - Habt Freude!
Lasst die Kinder selbst zu Hause Gemüsepflanzen vorziehen, setzt sie gemeinsam auf den Balkon/in den Garten und beobachtet wie daraus etwas Essbares entsteht. - Ermutigt eure Kinder zum Erforschen!
Lass eure Kinder in der Erde buddeln und bringt sie auf einen Gemüseacker !!
Wenn Kinder auf dem Acker stehen und selbst an der Herstellung der Lebensmittel beteiligt sind, dann bewirkt das in ihrem Interesse zu natürlichen Lebensmitteln manchmal Wunder.
Für diejenigen von euch, die aus Wehrda kommen gibt es hier tolle neue Möglichkeiten! In Kooperation mit dem Ernährungsrat Marburg und Umgebung e.V. plane ich mit meiner Initative Vitamin N ein tolles Projekt für die wehrdaer Kinder – Schaut hier ! 🙂
Kinder und ältere Menschen gehören zu der Gruppe, die spezielle Ernährungsbedürfnisse haben, um ihrem Wachstum bzw. der Erhaltung von Körper-/Stoffwechselfunktionen in besonderem Maße gerecht zu werden.
Kinder (und ältere Menschen!) verdienen es, dass auf diese Vitalstoff-Bedürfnisse eingegangen und Rücksicht darauf genommen wird.
Geschmack ist Gewohnheit – meistens wird er in der Kindheit geprägt und besteht dann ein Leben lang.
Es ist ein großes Geschenk für die Kinder, wenn sie nicht erst im Erwachsenenalter lernen müssen ihre Gewohnheiten zu verändern – häufig ist es dann krankheitsbedingt notwendig, denn ernährungsbedingte Krankheiten brauchen 20-30 Jahre zum Ausbruch: Allergien wie Heuschnupfen und Neurodermitis, Hormonunter-/überfunktionen, Darmerkrankungen, Arthrose, Rheuma, Gicht gehören dazu. Viele mid-20er/30er unter uns kennen diese Erkrankungen. Die wenigstens wissen, dass sie in der Regel durch jahrelange Vitalstoffarmut bedingt sind.
Das Tolle ist: Geschmack ist veränderbar!
Wie sich Geschmack verändern kann lernen alle Kinder und Eltern, die mit dabei sind, wenn eine Karotte aus dem Boden gezogen wird, wenn sie sie selbst in der Küche verarbeiten und vor allem….wenn ihre Vorbilder sie auch essen! 🙂
Aber ich kann euch ja viel erzählen…..! 😉 Viele von euch sind Eltern und machen ihre ganz eigene Erfahrung.
Vielleicht habt ihr Lust sie mit mir zu teilen?
News zu unserem geplanten Projekt folgen in ein paar Tagen für alle Kinder aus Wehrda.
Schreibt mir gerne, falls ihr Interesse habt 😉
Macht’s gut und sorgt gut für euch, denn ihr seid wertvoll.
Eure
Tanja