Seitdem ich mich mit den Themen Ernährung und Landwirtschaft intensiv beschäftige, merke ich immer wieder eins:
Es herrscht Krieg!
Krieg zwischen Landwirten.
Krieg im Handel.
Krieg zwischen Konsumenten.
Krieg zwischen Weltverbesserern.
Krieg in der Politik.
Krieg zwischen profitorientierten Unternehmen.
Und immer wieder dreht sich dabei alles um diese eine Frage:
BIO oder NICHT-BIO (konventionell)?
Einer steht auf der linken Seite, ein anderer auf der rechten Seite. Das ist wie in der Politik.
Jeder hat seine Meinung, seine Überzeugung, seinen Glaubenssatz und jeder will damit Recht haben.
Links oder rechts, schwarz oder weiß. Ein Bio-Landwirt sagte zu mir neulich ich müsse Farbe bekennen….
Und auch unter uns Konsumenten kann es mittlerweile schon abwertende Verurteilungen geben, wenn einer im Supermarkt zu Nicht-Bio Produkten greift. „BIO“ ist fast zu einem Heilsversprechen geworden.
So wird das wovon wir leben – unsere Ernährung und die Landwirtschaft – immer mehr polarisiert.
Und es wird damit geworben. Bio, Naturland, Demeter – mit diesen Zertifizierungen lässt sich Geld verdienen und vor allem: „das wolle der Verbraucher“. Diese Aussage höre ich immer öfter.
Klar, als Verbraucher haben wir keine Chance. Wir stehen im Supermarkt und suchen nach Orientierung. Keiner von uns will Chemie in seinem Essen. Und wir wollen auch nicht die Natur zerstören. Da ist so eine Zertifizierung durchaus hilfreich.
Worum es uns Verbrauchern aber doch eigentlich geht ist eins:
Vertrauen.
Vertrauen in das Lebensmittel. Und in den Erzeuger. Wir wollen ein gutes Gewissen bei unserem Einkauf haben.
Das fällt uns natürlich schwer, denn heutzutage kennen wir kaum noch diejenigen, die unser Essen anbauen. Wir müssen uns verlassen können – auf den Handel und auf eben solche Zertifizerungen. Oder wir kaufen einfach blind, ohne irgendwelche Fragen zu stellen und ohne uns weiter mit den Auswirkungen unseres Einkaufs zu beschäftigen.
Wie groß allerdings unsere Macht ist mit dem was wir einkaufen, dürfte mittlerweile bei vielen angekommen sein. Denn mit dieser (Kauf-)Macht beeinflussen wir nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch die Natur und die Gesellschaft.
Was können wir also tun,
wenn wir alle keine Ahnung haben und trotzdem mit unserer Kaufentscheidung ein gutes Gewissen haben wollen?
Uns auf den Krieg einlassen? Uns auf eine Seite stellen? „Farbe“ bekennen… schwarz oder weiß? An (nicht geprüften!) Glaubenssätzen festhalten? Nichts tun und zuschauen? Uns mitten auf dem Kriegsplatz (Supermarkt) stellen und den Kopf einziehen? Die Augen zuhalten? Das machen was alle anderen machen (bio kaufen oder eben auch nicht)? Oder das kaufen, was die Medien und der Handel propagieren: mal bio, mal billig (da reicht ein Blick ins Angebot-Prospekt, das jede Woche in unseren Briefkasten liegt…)?
Für mich ist das Leben noch nie schwarz oder weiß gewesen. Ich finde das sind traurige, eintönige und langweilige Farben. Und jeder Landwirt, jeder Käufer oder jeder Freund, der will, dass ich Farbe bekenne, der kennt mich nicht. Ich lasse mir nicht gerne etwas vorschreiben und ich bin niemand der einfach mitrennt, weil es alle tun, und schon gar nicht weil man damit Geld verdienen kann oder weil die Medien es so bewerben.
Für mich ist die Welt bunt und farbenfroh und jeder der diese Farben nicht in sein Leben integriert, der hat vielleicht nie danach gefragt, ob es noch etwas anderes gibt als schwarz oder weiß, links oder rechts, als bio oder nicht-bio (konventionell).
In den vielen Gesprächen, die ich in letzter Zeit mit Landwirten geführt habe und durch die vielen Vorträge, die ich über unser Ernährungssystem gehört habe, wurde mir immer mehr eine Sache klar:
Wir müssen Fragen stellen.
Wer mich kennt (liebe ehemalige Kollegen…;)), der weiß, dass das meine große Leidenschaft ist. Ich stelle gerne Fragen. Viele. Und auch dumme. Manche Menschen nervt das.
Aber nur durch’s Fragen stellen können wir wirklich verstehen.
Und dann (wirklich dann erst!!), können wir uns unsere Meinung bilden.
Wir müssen und wir können (!) nach den Menschen fragen, die unser Essen erzeugen.
Zum Beipiel so:
- Wer seid ihr?
- Wo kommt ihr her?
- Was baut ihr an?
- Wie viel Hektar habt ihr?
- Warum macht ihr das was ihr macht? (das ist die für mich wichtigste Frage!)
- Wie behandelt ihr eure Pflanzen? (die Antwort hierauf ist oft die Konsequenz auf die vorhergehende Frage)
- Darf ich euch besuchen kommen?
…..und weil ein normal arbeitender Mensch mit Familie oft keine Zeit (und vielleicht auch keine Lust) hat, so viele Fragen an sein Essen und die erzeugenden Personen zu stellen, werde ich das ab jetzt für uns übernehmen. Denn darin sehe ich die einzige Möglichkeit, wie wir Vertrauen gewinnen können: durch’s Kennenlernen und durch’s Verstehen.
Wenn wir das nicht tun, dann bleiben wir die Opfer des Großhandels, der uns mit Spezialangeboten lockt (Lidl, Aldi, Penny, Rewe, Tegut, Edeka und wie sie alle heißen…). Und wir bleiben die Täter der Naturzerstörung, weil wir die Augen zu machen und die landwirtschaftliche Großindustrie einfach blind wirtschaften lassen. Und wir bleiben die Verursacher unserer Gesundheitsprobleme, weil wir keine Ahnung haben, was wir da eigentlich unserem Körper zumuten.
„WISSEN WO’S HERKOMMT“
– das ist mein Motto und immer mehr stelle ich fest, dass das die wahre Lösung zu sein scheint. Dafür brauche ich weder Öko-Zertifizierungen noch einen Supermarkt. Dafür muss ich aber die Landwirte kennen, ihnen Fragen stellen und sie besuchen, um mich selbst davon zu überzeugen, ob das was sie tun für mich gesundheitlich – ökologisch – und gesellschaftlich vertretbar ist.
AB JETZT werde ich das also noch intensiver tun! Wer Lust hat, kann es mitverfolgen (hier auf dem Blog, Instagram, Whatsapp Status, Telegram Kanal) und kann mir Fragen für die Landwirte schicken, die ich interviewen werde.
So können wir gemeinsam die Philosophie der Landwirte kennen lernen und besser verstehen, was für uns wichtig ist.
Egal ob groß oder klein, bio oder konventionell, schwarz oder weiß, links oder rechts,……..
Ich freue mich auf den Austausch mit euch und wenn ich EURE Fragen mit zu den Landwirten nehmen darf.
Eure
Tanja
P.S. wen ich bereits besucht und mit Fragen zur Landwirtschaft gelöchert habe seht ihr, wenn ihr hier klickt.